Das Schützenfest ist für die jeweiligen Städte und Dörfer im Sauerland eines der Highlights des Jahres. Hier treffen sich alte Freunde wieder, Studenten kommen nach Hause und auch Urlauber lassen sich gerne von der Feierstimmung anstecken. Die Schützenkönigin und der Schützenkönig stehen dabei im Mittelpunkt des Festes und das Schützenfestvolk hat das Paar im Blick. Welches Kleid trägt die Königin, wie verläuft der Königstanz und welche Besonderheit hat sich wohl der Hofstaat in diesem Jahr ausgedacht?! Wie es wohl ist einmal Schützenkönigin zu sein – das fragen sich wohl viele Sauerländerinnen.
Es war einmal eine Königin auf einem Schützenfest im Sauerland …
Wir haben mit einer jungen Schützenkönigin gesprochen und möchten wissen, wie das Leben und der Alltag als Schützenkönigin ist. Lisa war im Jahr 2018/2019 Königin auf einem Schützenfest im Sauerland, genau genommen in Sundern-Linnepe. Heute lässt sie uns einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Hattest du vor dem Vogelschießen schon damit gerechnet, dass du Königin werden könntest? Wie lief der Tag für dich ab?
Schützenkönigin! Für mich ein Kindheitstraum. In diesem Jahr habe ich aber ehrlich gesagt nicht einmal darüber nachgedacht. Für uns beide war das „eigentlich“ gar kein Thema an diesem Morgen. Die gute Laune, das wunderschöne Wetter und der Vorstand haben meinen damaligen Freund überzeugen können. Ich war also noch ganz entspannt Zuhause, habe mich in Ruhe für das Fest fertig gemacht und ahnte von nichts. Bis ich dann den ersten Anruf bekam, wo ich denn bleibe.
Das war doch bestimmt erstmal stressig, oder?
Als ich davon erfuhr eilte ich zur Vogelstange. Ich bin allgemein ein sehr nervöser Mensch, aber an dem Morgen wusste ich gar nicht mehr wohin mit mir. Das war ein Gefühl von purer Freude, aber auch genau so großer Anspannung. Die Nervosität lies nach dem ersten Bier und der Proklamation ein wenig nach. Beim gemeinsamen Tanz als Königspaar war vom Stress nur noch ganz wenig zu spüren. Diesen Moment habe ich sehr genossen. Danach ging es dann weiter zum Kleiderkauf, bei dem der Stresspegel seinen Höhepunkt erreicht hat. Meine Mama, mein Papa und meine Schwester haben mich dorthin begleitet, sodass ich mit der Unterstützung schnell mein Traumkleid gefunden habe.
Wieder in Linnepe angekommen lief alles von ganz allein. Der Garten von meinem König wurde in kurzer Zeit in eine super Partylocation verwandelt, wo sich Freunde, die Familie und natürlich unser Hofstaat vorm Antreten getroffen haben. Mit einem kühlen Bier ließ von dem Moment an der Aufregung komplett nach und vom „Stress“ war nichts mehr zu spüren. Jetzt konnten wir uns bei strahlendem Sonnenschein auf einen schönen Schützenfest Montag freuen.
War es schwer die Paare für den Hofstaat auszuwählen?
Die Auswahl unserer Paare viel uns nicht schwer. Der Schützenverein kam uns sehr entgegen, da sie uns keine maximale Anzahl der Paare vorgegeben haben. Wir konnten also all unsere Liebsten einladen und waren erstaunt, wie viele Freunde uns so spontan unterstützt und vollkommen mitgezogen haben.
Konnte alle deine Freundinnen spontan mit dabei sein?
Meine Mädels waren von der ersten Minute an mit an meiner Seite und ich musste auf nur ganz wenige verzichten. Aber auch die haben sich aus der Ferne mitgefreut.
Welche Verpflichtungen hattest du denn während des Schützenfestes und im ganzen Jahr?
Am Schützenfest Montag hieß es für uns um die Wette zu strahlen und gemeinsam mit dem Dorf für gute Stimmung zu sorgen. Bei so einem großen und gut gelaunten Hofstaat fiel mir dies aber alles andere als schwer. Mit dem Königs- und Kindertanz waren dann an diesem Tag all unsere „Verpflichtungen“ beendet und wir konnten bis spät in die Nacht ausgelassen feiern.
Im Anschluss an das Fest war ich dann Mitglied der „Vorstandsfrauen“. Hier wurde alles rund um das Jahr geplant und besprochen. Wir kümmerten uns um die Reinigung der Halle, sorgten für die Verpflegung der Männer an Vorstandstreffen und verbrachten anschließend in schöner Frauenrunde den Abend bei einem leckeren Essen.
Nach den schönen Stunden am Schützenfest Montag durften wir im September Teil vom Stadtschützenfest in Langscheid sein. „Das muss man einfach erlebt haben!“. Den Tag habe ich als rundum perfekt empfunden, da eine ganze Stadt mit all ihren Schützenvereinen gemeinsam bis spät in die Nacht gefeiert hat. Die Stunden vom großen Festzug an über den gemeinsamen Königstanz mit allen Königspaaren, bis hin zum ausgelassenen Feiern am Abend vergesse ich nie.
Kurz danach durften wir im Oktober mit dem Verein den Offiziersball in Stockum besuchen, hier waren alle Schützenvereine und Königspaare aus Sundern versammelt. Den Abend habe ich aufgrund der Feierlichkeit als ganz besonders aufregend empfunden. Anfang Dezember, auf dem Weihnachtsmarkt in Linnepe, konnte ich das Dorf und die Bewohner noch einmal näher kennenlernen. Wir haben dort schöne Stunden verbracht und mit den Vorstandsdamen im Vorfeld viel gebastelt, was dann auf dem Markt von uns verkauft wurde. Vor dem Schützenfest im neuen Jahr feierten wir zum guten Schluss mit dem gesamten Hofstaat, der Familie und dem Vorstand eine schöne Hofstaatsparty, aus der das Wort Freundschaft für mich nochmal eine ganz besondere Bedeutung bekommen hat.
Im zweiten Jahr ist ja alles etwas entspannter, weil man mehr Zeit hat, sich vorzubereiten, oder? Was gehört denn zu den Vorbereitungen so dazu?
Für mich als Königin stand natürlich beim Thema Vorbereitung das neue Kleid an erster Stelle. Hier wollte ich rechtzeitig fündig werden, um entspannt alles Weitere vorzubereiten. Dieser Moment der Entscheidung und endgültigen Anprobe war sehr aufregend und besonders für mich. Anschließend bereiteten wir im Vorfeld die Schützenhalle mit dem Vorstand und den Vorstandsfrauen auf das Fest vor und natürlich musste auch ums Haus alles fertig gemacht werden. Süßigkeiten für den Kindertanz wurden besorgt, Sträuße und Blumenanstecker für die Hofstaatspaare mussten ausgesucht und bestellt werden.
Ich muss gestehen, dass sich eine Frau ziemlich lange damit beschäftigen kann, die Sträuße zusammen zu stellen. Dies hat mir besonders viel Spaß gemacht. In den letzten Tagen kümmerte ich mich dann um die Frisur, den Schmuck, die richtigen Schuhe fürs Kleid und natürlich auch um das Outfit für den Schützenfest Samstag. Es ist mit sehr viel Aufregung verbunden, sodass ich in den Tagen davor ziemlich unter Spannung stand. Als Königspaar läuft vieles Hand in Hand. Da sind Absprachen und genaue Planungen vorab von großem Vorteil. Nur mit der Familie im Rücken und den Freunden an der Seite kann all dies gelingen.
Wie war das den mit dem Kleid bei dir? Ist dir die Auswahl schwergefallen oder hast du schnell das perfekte Kleid gefunden?
Das zweite Kleid habe ich genau in demselben Geschäft gekauft wie im Vorjahr. Ich habe mich dort sehr wohlgefühlt, sodass ich gewusst habe worauf ich mich einlasse. Ich erzählte von meinem Wünschen und Vorstellungen und probierte eine Handvoll Kleider an.
Bei der Anprobe von meinem finalen Kleid habe ich sofort gemerkt dass es das richtige ist. Ohne es im Spiegel zu sehen, fühlte es sich sehr gut an. Als ich es dann im Spiegel bewundern konnte, musste ich erst einmal schlucken und wusste, dass es das für mich perfekte Königinnenkleid ist. Da schießen einem auch schon mal die Tränen ins Auge. Ein aufregendes Gefühl voller Erleichterung, Stolz und großer Vorfreude.
Fühlt man sich denn auch ein bisschen wie eine Prinzessin, so wie man sich das oft vorstellt?
Im ersten Jahr ging alles ganz schnell und es flog nur so an einem vorbei. Darauf das Jahr kann ich sagen, dass es Momente gegeben hat, in denen ich mich schon wie eine kleine Prinzessin gefühlt habe. Es ist einfach viel mehr vorbereitet. Die Frisur, der Schmuck, die Blumen, das Kleid. Alles ist aufeinander abgestimmt, sodass es genau so ist wie man es sich gewünscht und vorgestellt hat. Das perfekt aufeinander abgestimmte macht es so besonders aufregend.
Wie war es für sich, dass du so stark im Mittelpunkt stehst? Gerade bei dem Königstanz ist man bestimmt etwas nervös, oder?
Natürlich steht man als Königspaar im Mittelpunkt, allerdings ist die Aufregung so groß, dass es einem gar nicht so vorkommt, wenn der Startschuss einmal gefallen ist. Außerdem spielt der Hofstaat eine große Rolle. Somit ist man nie ganz allein, da die vielen Paare immer an der Seite sind, einen begleiten und unterstützen.
Deine Familie und deine Freunde waren bestimmt sehr wichtig zu dieser Zeit, oder? Hattest du hier direkt die Unterstützung, die du dir gewünscht hast?
Familie und Freunde sind immer wichtig und von großer Bedeutung, aber in solch einem Jahr spürt man den Zusammenhalt und die Unterstützung besonders. Wir haben beide zwei wunderbare Freundeskreise und einen starken Familienzusammenhalt. Ich konnte mich zu jeder Zeit auf all meine Liebsten verlassen und hätte mir das Jahr ohne Familie und Freunde nicht vorstellen können.
Liebe Lisa, wir danken dir ganz herzlich für deine Zeit und deine Offenheit. So haben wir einen tollen Einblick in die Sitten und Bräuche des Sauerlands bekommen und können uns nun viel besser vorstellen wie es ist tatsächlich Schützenkönigin zu sein.
Dankeschön!!
Fotos: © Andre Geißler | Sauerland Fotografie
Hast du schon ein Schützenfest im Sauerland mitgemacht?
Und hättest du dir den Ablauf so vorgestellt?
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