Unser Sauerland ist vielfältig und abwechslungsreich – ebenso wie ihre Bewohner. Heimatliebe Sauerland bekommt Familienzuwachs. Tanjas Cousin Lars wird unseren Blog in Zukunft mit spannenden Geschichten und Interviews bereichern.

Du darfst dich schon jetzt auf spannende Gespräche mit (ehemaligen) Bewohnern aus dem Sauerland freuen. Wir auf jeden Fall sind sehr gespannt. Heute möchten wir dir den neuen Autor aber zunächst selbst vorstellen. Dafür haben wir ihm einige Fragen gestellt:

 

Was ist für dich Heimat?

Lars: Heimat ist für mich der Ort, der meiner Meinung nach den größten Einfluss auf meine Persönlichkeit genommen hat, und um den ich mir gewissermaßen eine Komfortzone aufgebaut habe. Das ist definitiv das Sauerland.

Das bestätigt sich auch jetzt gerade, während meiner Studienzeit in Bochum. Wenn man einfach mal einen kleinen Rückzieher von allem machen will, fallen einem immer irgendwelche Orte ein, die man ganz besonders mag. Da ist meine Liste fast endlos lang, jedoch sind all diese Orte hier in Sundern und Umgebung.

Ein weiterer Punkt für mich ist die Umgebung, in der ich aufgewachsen bin. Wir sind mit der Familie nie umgezogen, daher gibt es für mich seit ich sprechen kann nur einen Ort, den ich meine, wenn ich von „zu Hause“ spreche.

Siehst du aus deiner heutigen Sicht eher Vor- oder Nachteile auf dem Land aufgewachsen zu sein?

Lars: Die Vorteile überwiegen für mich definitiv! Aktuell erlebe ich den spannenden Kontrast zwischen Großstadt und Land, da ich durch das Studium viel in Bochum bin.

Natürlich hat man sich als Jugendlicher immer danach gesehnt, mal für eine gewisse Zeit raus aus dem Sauerland zu kommen. Das genieße ich auch sehr. Wenn ich jedoch rein auf das Aufwachsen, also auf meine jüngeren Jahre zurückblicke, dann gibt es für mich persönlich rückblickend keine bessere Umgebung, als auf dem Land aufzuwachsen.

Welches ist deine liebste Jahreszeit im Sauerland und warum?

Lars: Im Gegensatz zu einem Großteil der Sauerländer ist es für mich eindeutig der Sommer! Ich habe beispielsweise nie Ski oder Snowboard fahren gelernt, und auch keinen Anreiz das zu tun, weswegen der Winter für mich eher uninteressant ist.

Im Sommer hat man meiner Meinung nach mehr Möglichkeiten Dinge zu unternehmen. Wandern gefällt mir im Sommer beispielsweise sehr viel besser, auch wenn wir hier im Winter schöne Schneelandschaften haben. Ebenso sind andere sportliche Tätigkeiten im Sommer sehr viel angenehmer auszuführen, ich spiele zum Beispiel Basketball und bin daher von gutem Wetter abhängig.

Auch durch meine berufliche Tätigkeit bin ich sehr viel draußen unterwegs und finde es im T-Shirt einfach deutlich angenehmer.

Du bist im Sauerland aufgewachsen und studierst jetzt im Ruhrgebiet, gibt es Dinge, die du vermisst?

Lars: Da das Ruhrgebiet und somit Bochum nicht allzu weit entfernt ist, ich mit dem Zug sehr schnell zurück im Sauerland bin und das auch regelmäßig nutze, habe ich gar keinen großartigen Grund etwas zu vermissen.

Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist jedoch, dass man deutlich länger unterwegs ist, um an Orte zu kommen, an denen man sich von dem Stadtleben abkapseln kann, und in Ruhe spazieren gehen kann. In Sundern muss ich quasi einfach vor die Tür, den Luxus genießt man im Ruhrgebiet natürlich nicht.

 

Wo siehst du dich in 5 Jahren? Ist der Plan ins Sauerland zurückzukehren?

Lars: Sehr schwierige Frage! Das ist ein Punkt, den ich mir immer gerne offen lasse, allerdings tendiere ich eher dazu nach dem Studium ins Sauerland zurückzukehren und hier auch zu bleiben. Festlegen tue ich mich da allerdings noch nicht.

Hast du einen Lieblingsort im Sauerland?

Lars: Sich auf einen Ort festzusetzen fällt mir ziemlich schwer, denn den EINEN Lieblingsort habe ich nicht. Alles, was ich brauche, ist eine halbwegs gute Aussicht, wovon wir im Sauerland ja genug haben. Sich auf ein Lieblingsgebiet hier festzusetzen würde mir deutlich leichter fallen. Das ist quasi das gesamte Waldgebiet zwischen Sundern und Arnsberg, da bin ich relativ häufig anzutreffen.

Welches ist aus deiner Sicht der Hauptanziehungspunkt, wieso man das Sauerland besuchen sollte?

Lars: Wenn ich Leuten das Sauerland empfehlen müsste, würde ich sehr wahrscheinlich die unzählig vielen Wanderwege nennen. Ich denke was das angeht, ist das Sauerland sehr gut ausgerüstet. Natürlich sind auch die Talsperren nennenswert, besonders im Sommer bekommt man dort sehr viel geboten.

Für die Winterfans sind natürlich Winterberg und Willingen die „go-to-Spots“. Fotografie-Fans kriegen meiner Meinung nach an den Bruchhäuser Steinen einiges geboten. Im Endeffekt ist für jeden irgendetwas dabei.

Du stehst gerne hinter der Kamera, was fotografierst du am liebsten?

Lars: Am liebsten fotografiere ich Personen. Natürlich nur abgesprochen und nicht willkürlich irgendwelche fremden Personen. Am allerliebsten dann noch in kleinen oder großen Gruppen, da dort die Bilder sehr viel ungezwungener wirken und man keine gestellten Emotionen festhält, sondern beispielsweise die richtigen Momente in einem Gespräch erwischt.

Was fasziniert dich am meisten an der Fotografie?

Lars: Durch das Fotografieren erhält man gewissermaßen die Möglichkeit Dinge so festzuhalten, wie man sie selbst betrachtet, beziehungsweise selbst wahrnimmt. Obwohl man eine genaue Vorstellung von dem hat, was man fotografieren möchte, ist trotzdem jedes Bild ein Unikat. Würde ich versuchen eins meiner Bilder nochmal nachzumachen, würde ich es niemals zu 100 % reproduzieren können.

Auch das zwischenmenschliche fasziniert mich immer wieder. Da ich ja – wie bereits erwähnt – am liebsten Menschen fotografiere, steckt hinter einem Shooting immer auch eine Planung. Ich gucke also immer, wie ich die Bilder haben möchte, wie das umsetzbar ist und dann kann es losgehen. Dadurch kommt man gezwungenermaßen in Kontakt und lernt ständig neue Leute kennen. Während des Shootings ist es dann immer für beide Seiten am angenehmsten, wenn die Stimmung locker und entspannt ist, daher kommt man dann oftmals auch auf einer persönlichen Ebene in Kontakt.

Grundsätzlich finde ich es am besten, wenn man sich vor dem eigentlichen Shooting einmal zusammensetzt und die Erwartungen besprochen werden. Durch Corona versucht man aber natürlich auf so etwas möglichst zu verzichten. Daher ist der erste persönliche Kontakt in den letzten Monaten tatsächlich immer direkt das Shooting gewesen, was anders, aber auch sehr spannend war.

Glingebecken im Sauerland von Lars

Besonders aus der Sicht des Fotografen sieht man Menschen ja manchmal anders. Wie würdest du die Menschen im Sauerland beschreiben?

Lars: So objektiv betrachtet – wie es nur geht – würde ich sagen, dass die Menschen im Sauerland sich in Gesellschaft am wohlsten fühlen und so auch am meisten ihre Freizeit verbringen. Die einen in einem der unzähligen Sportvereine, andere wiederum in Kulturvereinen, der freiwilligen Feuerwehr oder anderes. Ausnahmen hat man immer, alles in allem würde ich aber sagen, dass die Menschen im Sauerland gesellige Menschen sind.

Auf rein fotografischer Ebene sind die Menschen im Sauerland perfektionistischer, oder anders ausgedrückt detailverliebter. Allerdings auch nur auf Grundlage der Personen mit denen ich Fotos gemacht habe.

Was ich ebenfalls sehr interessant finde ist, dass im Sauerland definitiv viel von außen beobachtet oder auch gesprochen wird. Sobald ich hier mit jemandem rausgehe, um Fotos zu machen, wird man sehr oft angesprochen oder tatsächlich auch einfach nur beobachtet. Im Ruhrgebiet ist das vergleichsweise seltener, und das, obwohl man mehr Leuten begegnet, die ebenfalls eine Kamera dabei haben.

Das stützt natürlich meinen Eindruck den Sauerländer in die Schublade von geselligen Menschen zu packen, da es ja eben genau das widerspiegelt. Im Ruhrgebiet ist einfach jeder ein wenig mehr auf sich selbst konzentriert, und blendet Geschehnisse außerhalb der eigenen Welt eher aus.

 

Lieber Lars, wir möchten uns ganz herzlich für deine persönlichen Antworten und deine Einblicke in dein Leben bedanken. Wir freuen uns, dass wir in Zukunft mehr von dir lesen dürfen und sind schon sehr gespannt auf die ersten – ganz sicher spannenden – Gespräche.

Fotos: © Lars Widekind